Sitz überregional bedeutender Institutionen
Es erstaunt, dass im beschaulichen Möggingen mit dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie sowie dem
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
gleich zwei Einrichtungen von überregionaler Bedeutung ansässig sind. Ausgangspunkt hierfür war die Verlagerung der Vogelwarte Rossitten (Ostpreußen) ins Mögginger Wasserschloss.
Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (MPI)
Aus der Vogelwarte entwickelte sich in einer wechselvollen Geschichte zunächst das Max-Planck-Teilinstitut Ornithologie und im Juni 2019 dann das
Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (MPI), das der streitbare und durch seinen Rauschebart bekannte Peter Berthold von 1991 bis 2004 leitete. Das MPI umfasst drei Abteilungen: Tierwanderungen (Prof. Dr. Wikelski), Kollektivverhalten (Prof. Dr. Couzin) und Ökologie der Tiergesellschaften (Prof. Dr. Crofoot). In Möggingen ist die Abteilung Tierwanderungen ansässig, die beiden anderen Abteilungen befinden sich in Konstanz. Die Grundlagenforschung am Institut findet in der freien Natur statt. Tiere werden weltweit erforscht und beobachtet: Zum einen, um ihr Verhalten besser kennenzulernen, und zum anderen mit dem Ziel, ihr Verhalten vorhersagen zu können. Ein bekannter Schwerpunkt des Instituts ist die Erforschung des globalen Vogelzugs mit modernsten Besenderungsmethoden.
Räumlich wurde das Institut vom Schloss in die vorgelagerte Schlossmühle verlagert, später kam ein Bestandsgebäude in der Ortslage hinzu. Jenes wurde 2010 zum Gästehaus MAXIMUM umgebaut. Im selben Jahre erfolgte die Erweiterung um einen modernen Neubau am Obstberg sowie um eine Volierenanlage nahe der Schlossmühle. Für Besucherinnen und Besucher sowie Schulen interessant ist das interaktive
MaxCine
bei der Schlossmühle, dass täglich geöffnet ist.
Insgesamt beschäftigt das Max-Planck-Institut in Möggingen zur Zeit rund 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 48 Ländern und begrüßt jährlich mehr als 200 Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler aus aller Welt.
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
1962 kam Prof. Dr. Gerhard Thielcke nach Möggingen, um bei der Vogelwarte Radolfzell zu arbeiten (siehe oben). Sein Tätigkeitsfeld, seine Kenntnisse und sein Interesse für die Natur führten dazu, dass er sich schon früh für den Naturschutz in der Region einsetzte. So war er einer der maßgeblichen Initiatoren, die 1963 in Radolfzell im Gasthaus Kreuz die Vorgängerorganisation des Landesverbands Baden-Württemberg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gründeten. Maßgeblich für den Zusammenschluss von Engagierten aus dem Bereich des Natur- und Umweltschutzes aus zahlreichen Gegenden des Landes war die Erkenntnis, dass man auch im Natur- und Umweltschutz gemeinsam mehr erreicht.
Als es 1979 gelang, die seinerzeit leerstehende ehemalige Gemeindemühle anzumieten, war der Grundstein für das BUND-Naturschutzzentrum Möggingen gelegt. Von hier aus werden seither durch ein beständig wachsendes Team im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg das Naturschutzgebiet Mindelsee sowie zahlreiche weitere Naturschutzgebiete im Landkreis Konstanz betreut.
Über die Jahre wurde das Zentrum zu einer der beiden Landesgeschäftsstellen des BUND Baden-Württemberg entwickelt. In der Hauptgeschäftsstelle sind Finanz-, Adress- und Personalverwaltung, Marketing und Fundraising, Verbands- und Freiwilligenkoordination sowie die IT und eben das Team der Schutzgebietsbetreuung angesiedelt. Inclusive zahlreicher und beständig wechselnder Freiwilliger, Praktikantinnen und Praktikanten arbeiten dort rund 30 Menschen.
Die Öffentlichkeit profitiert seit 2021 von einer sehr interessanten, modern gestalteten
Ausstellung zum Naturschutzgebiet Mindelsee. Sie gibt einen sehr interessanten Einblick in Flora und Fauna des Gebietes, dessen Entwicklung und die Tätigkeiten des BUND. Ein kleines Café lädt zudem zum Verweilen ein.